Der Gero-Codex ist ein über 1000 Jahre altes Buch mit geistlichem Inhalt. Er wurde um 969 auf der Insel Reichenau von dem Schreibermönch Anno im Auftrag des späteren Kölner Erzbischof Gero erschaffen und beinhaltet fast 200 prächtig farbig ausgemalte Seiten. Irgendwann gelangte der Codex dann nach Arnsberg. Der Gero-Codex wurde mittlerweile in die Liste des UNESCO Weltkulturerbe (Memory of the world) aufgenommen, wozu unter anderem die Gutenberg-Bibel, Goethes literarischer Nachlass, Beethovens 9.Sinfonie und das Nibelungenlied gehören.
Am 21. Oktober 2009 kehrte der Codex zurück nach Arnsberg, wo er bis Januar 2010 ausgestellt wurde. Es war von vorneherein klar, dass unter den Präsentationsbedingungen des Originals – eine „one-book-show“ – (50 lux Beleuchtung, nur eine Seite von ca. 160 aufgeschlagen usw.) außerhalb der Fachinteressierten keine hinreichende Wirkung erzielt werden kann. Einerseits kann man das Buch in einer Vitrine nur „sehen“, andererseits erschließt sich einem Besucher auch nicht dessen Sinn und der geschichtliche Hintergrund.
Eine klassische Darstellung in Form von Informationstafeln usw. schied – nicht zuletzt wegen des Erstellungsaufwandes, der Vielzahl der Seiten und des zur Verfügung stehenden Platzes – ebenfalls aus. Glücklicherweise gab es den Bildinhalt des Codex als hochwertige Bildaufnahmen, die von den Projektpartnern (FH-Südwestfalen, WA-Medien, I.BM.T) genutzt werden konnten, um die wesentlichen Inhalte in insgesamt 6 thematisch verschiedenen Präsentationen als selbstlaufende HD-Videos auf 46“ Flatscreens zu präsentieren. Die Texte wurde durch den Auftraggeber, das Kulturbüro Arnsberg, von einer Kunsthistorikerin erstellt und in die Präsentationen eingebaut.
Neben Plakaten und Bannern kamen die Besucher durch die Präsentationen Zugang zu den prächtigen Bildern im Buch und diese wurden durch Hervorhebungen und Freistellung einzelner Bildinhalte mit erklärenden Texten erläutert. Im letzten Raum schließlich konnte der Gero Codex – aufgeschlagen an einer Stelle – in einer Glasvitrine bewundert werden.
Am Ende der Ausstellung bekam der Besucher noch einmal die Gelegenheit, sich in Ruhe mit dem Gero-Codex zu befassen. Über eine selbst entwickelte Terminal-Applikation auf Basis des gesamten Bildbestandes und der bereits in den Videos zum Teil genutzten textlichen Informationen konnte an Terminals (übliche PCs) virtuell im Buch geblättert werden. Für bleibende Erinnerungen sorgte eine über den Gero-Codex produzierte DVD, die während der Ausstellung erworben werden konnte. Der Erfolg dieser Ausstellung mit medialer Aufbereitung war für die Betreiber, das Kulturbüro der Stadt Arnsberg, überraschend. Die Besucherzahl war in etwa zehnmal so hoch wie erwartet, so dass weitere DVDs nachproduziert werden mussten.